Freitag, 6. September 2013

Durchaus eine Überlegung wert

Politik und Gesellschaft   |  Wahlkampf

Griff in die Salatbar: Einmal pro Woche soll hier 
der Chicken-Salat fehlen
Die FDP sieht in der Grünen-Forderung nach einem “Veggie-Day” Bevormundung aus den finstersten Kapiteln deutscher Geschichte aufziehen. Dabei stellt die Idee bei weitem kein Zwang dar, sondern ist eine logische Schlussfolgerung einer grüner Lebenseinstellung.

Die Grünen haben es also geschafft. Gewürzt von bildlichen Entgleisungen der politischen Gegner hat es der “Veggie-Day” aus ihrem Wahlprogramm zum bislang größten Aufreger des Vorgeplänkels für die Bundestagswahl im Herbst 2013 geschafft. Die FDP sieht dadurch sogleich ihre freiheitlichen Grundsätze gefährdet und besonders den Berliner Bundestagsabgeordnete Lars Lindner fühlte sich durch die Idee derart empört, dass er sich dazu bewogen sah, ein altes Propaganda-Bild aus einer Nazi-Kampagne für Volksgesundheit hervorzukramen, um den grünen Vorstoß in Verbindung mit dunklen Kapiteln deutscher Geschichte zu setzen.
“Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein „Veggie Day“ sollen zum Standard werden.” So heißt es im Wahlprogramm der Grünen wörtlich. Anders als von der FDP verbreitet, wird dadurch niemandem vorgeschrieben, was er wann zu essen hat. Lediglich an einem Tag der Woche soll in öffentlichen Kantinen kein Fleischgericht angeboten werden. Es steht dabei jedem offen, beim Steakhaus um die Ecke den persönlichen täglichen Fleischbedarf zu stillen, wenn es denn unbedingt von Nöten ist.


Auch ist dieser minimale Eingriff in die Lebensgewohnheiten der Menschen mit guten Argumenten zu rechtfertigen. Die Auswirkungen der Tierhaltung auf den Klimawandel sind hinlänglich erforscht. Auch an die Bedingungen der Tierhaltung, aus der der Großteil der verzehrten Fleisches kommt, sei hier erinnert. Beides sind Kernthemen der Grünen. Daher ist es nur folgerichtig, dass sie versuchen Wege zu finden, das Gros der Bevölkerung mit ihren Belangen zu erreichen. Dass damit gewisse Einschränkungen der persönlichen Freiheit einhergehen, liegt in der Natur der Sache. In Anbetracht des potentiellen Gewinns wird dieser Verlust jedoch mitunter in Kauf genommen. Schließlich empfindet es ja auch niemand als unzumutbare Einschränkung der Freiheit, dass in deutschen Städten nicht schneller als 50 km/h gefahren werden darf.
Auch in diesem Fall ist der Eingriff in den Alltag Einiger (wie viel Prozent der Bevölkerung gehen denn überhaupt in öffentliche Kantinen?) mit dem Gewinn Aller zu rechtfertigen. Auch wenn es nur ein kleiner Schritt ist, so ist es doch einer in die richtige Richtung. Den Grünen zu Gute kommt zudem der Zeitgeist. Vegetarische oder vegane Ernährung erlebt einen Aufwind, wie noch nie. Ein “Veggie-Day” liegt so gesehen absolut im Trend. Ein Trend, der durch diese Neuerung möglicherweise noch befeuert werden könnte.

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